Vor Jahren sah ich einen Vortrag zum Thema und bin seitdem sehr skeptisch bei der Osteopathie. In jüngerer Vergangenheit häuften sich in meinem Umfeld jedoch positive Berichte über Besuche beim Osteopathen, auch und besonders mit Kind. Nun bin ich zwiegespalten. Wissenschaftlich ist an „Blockaden“ oder gar „Organfehlstellungen“ offenbar nichts dran, trotzdem sind in Einzelfällen dadurch anscheinend sogar Schreibabies „kuriert“ worden.
Habt ihr Erfahrungen und/oder Meinungen dazu? Der Nachwuchs in unserem Hause ist ebenfalls nicht der unkomplizierteste der Welt, aber irgendwie hätte ich kein gutes Gefühl dabei, ihm etwas angedeihen zu lassen, von dem ich so wenig überzeugt bin wie von der Osteopathie.
Dazu muss ich sagen, dass mir die Unterscheidung zu Chiropraktikeker*innen schwer fällt und vielleicht ein Teil meiner schlechten Meinung zu Osteopathie daher rührt, dass ich davon noch weniger halte.
Unsere Hebamme hat damals bei ca 1 Monat einen Besuch beim Osteopathen angeraten. Das Kind sei schief, liege komisch, habe einen Platten Kopf, etc… Wir sollten sofort zum Osteopathen sonst würde das alles ganz ganz schlimm!
Der Kinderarzt hat sie sich kurz danach angeschaut und meinte: alles in Ordnung, wächst sich aus. Und was ist passiert: Kind ist ohne Behandlung vollkommen normal.
Über den im Berufsstand der Hebammen verbreiteten Hang zu Globuli und ähnlichem hab ich mich zur Geburt unserer Kinder auch echauffiert. Meine Vermutung: Man kommt in dem Job mit Erfahrungswissen weit genug, dass man nicht gezwungen ist, sich mit Statistik etc auseinanderzusetzen. Damit will ich den Job nicht abqualifizieren, aber irgendwoher muss das ja kommen.
Lustig das hier zu sehen, wir waren mittlerweile nämlich drei Mal mit unserer inzwischen 10 Wochen alten Tochter bei einer Orthopädin. Der Auslöser war, dass wir das Gefühl hatten dass die Kleine eine Grundanspannung im Körper hatte die einfach nicht weg ging.
Die Orthopädin hat sie sich angeschaut, ein bisschen gefühlt, und dann gesagt “Ja, die ist im Kopf noch im Mutterleib.” Das sei wohl etwas, das bei eingeleiteten Geburten (in unserem Fall auch noch mit Saugglocke) oft vorkommt, weil dem Baby die Möglichkeit genommen werde, das Tempo vorzugeben.
Sie hat dann unsere Tochter genommen und mit ihr so Bewegungen aus dem Geburtsprozess gemacht. War spannend, dabei zuzuschauen, vor allem weil sie meinte, dass sie nur hält und die Bewegungen alle vom Baby kommen. Das ging so zehn Minuten, dann sagte sie “jetzt hat sie einen Teil des Weges gemacht, kommen sie in drei Wochen wieder und wir schauen wie es ist.”
Ein paar Tage nach dem Termin war die Kleine wie ausgewechselt. Viel zufrieder, konnte sichtlich besser entspannen, und hat uns auch viel mehr wahrgenommen. Das kann natürlich einfach günstiges Timing sein und der Termin war kurz vor einem Sprung, den sie eh gemacht hätte. Aber eine ähnliche Erfahrung hatten wir auch nach den beiden anderen Terminen, immer hat sich irgendetwas bei ihr gebessert.
Wir sind aber auch immer mit einer nicht weg zu bekommenen Skepsis nach Hause gefahren. Mir fehlt bei der Orthopädie irgendwie das “Handfeste”. Wenn ein Arm eingerenkt wird kann ich genau sehen was passiert. Bei der Orthopädie ist das nicht so, da kommt es mir immer ein Stück weit vor wie diese Jahrmarkt Wahrsagerinnen, die einem im Grunde nur erzählen was man hören will.
Kann sein, dass wir der Frau damit total Unrecht tun, denn Tatsache ist: nach allen drei Terminen gab’s eine Verbesserung. Jetzt sind wir aber eh erstmal durch und müssen uns darüber hoffentlich lange keine Gedanken mehr machen.
Dieses “Geburt nachholen/nachspielen” wurde uns auch nahegelegt. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet und ich kann mich komplett irren, aber das erscheint mir schon recht esoterisch (nicht böse gemeint, Du gibst das ja auch bloß wieder). Meine Heuristik bestätigt das insoweit, dass ich das bislang ausschließlich von in die Richtung offenen Personen gehört habe. Außerdem hat nichts, was bei uns nach dieser Denke versucht wurde, je einen Effekt gehabt - was einigermaßen deutlich dafür spricht, dass Osteopathie wie Homöopathie etc. nur da vermeintlich wirkt, wo die Besserung auch von selbst eintritt und/oder der Placeboeffekt (auch über Proxy) z.B. durch schwierige Quantifizierbarkeit des Leidens die Beobachtung stark beeinflusst. Schmerzen etwa lassen sich ja nicht messen, man muss daher die Leute danach befragen - was naturgemäß durch die Wirkerwartung verzerrt wird. Auf diese Weise sehen Placebos bei Effekten auf die Empfindungswelt besser aus als dort, wo man die Wirkung messen kann, wie z.B. bei Fieber oder Knochenbrüchen.
Mir fallen jedenfalls aus dem Stegreif auch gleich mehrere Erklärungen ein, warum es Deiner Tochter nach einer solchen Sitzung besser gegangen sein könnte, die alle nichts mit der Imitation der Geburt zu tun haben - dass spezielle Berührungen, auch und besonders durch Fremde, ein Baby beeinflussen, fällt mir beispielsweise überhaupt nicht schwer zu glauben.
So oder so aber schön, dass es ihr heute besser geht!
Ich bin auch eher skeptisch bei all dem Zeug war aber mal auf Empfehlung nach einem Hexenschuss beim Osteopathen. Hab den dann auch gefragt wie das was er macht im Detail wirkt. Er hat mir erklärt, dass da einzelne Muskeln verkrampft sind und durch das gezielte drücken/ziehen/verdrehen/wasauchimmer da kurzzeitig die Muskeln stark aktiviert werden, was dabei hilft, den Krampf zu lösen (Ähnlich wie wenn man beim wadenkrampf dagegendrückt - nur halt im Kleinen). Keine Ahnung was da jetzt medizinisch dran ist, zumindest hat er nicht versucht mir irgendwas von Energieflüssen oder so zu erzählen. Danach ging’s übrigens deutlich besser, also irgenwdas scheint es gebracht zu haben. Wie sich das jetzt auf schreiende Babys oder sonstige Leiden übertragen lässt - keine Ahnung.
Meinst du mit “wissenschaftlich” medizinisch? Ich halte die Medizin nur bedingt für eine wissenschaftliche Disziplin. Zu viele Interessenskonflikte, zu viele geschönte Studien, zu viele lukrative Deals.
Die Medizin hat meiner Meinung nach ein starkes Interesse daran, die Osteopathie klein zu halten da sie selber (meist teurere und weniger wirksame) Behandlungen für diese Art von Problemen anbieten. Und anstatt wissenschaftlich vorzugehen und die Vorzüge osteopathischer Behandlungen anzuerkennen, werden Studien angefertigt, die besagen, dass das alles nur Humbug sei. Hinter vorgehaltener Hand anerkennen aber auch viele Ärzt*innen die Wirksamkeit der Osteopathie. Insbesondere deshalb, weil es entgegen den besagten Studien durchaus gute wissenschaftliche Erklärungen dafür gibt.