Archiv

Der erschrockene Juryvorsitzende versuchte zunächst, seine Kritiker mit dem Argument zu beschwichtigen, dass die Verwendung von Pseudonymen in der Literatur ein uraltes Phänomen sei. Doch nach weiteren Untersuchungen wurde es immer wahrscheinlicher, dass der Aufsatz nicht von einem jungen estnischen Mädchen geschrieben wurde, sondern von einem Literaten mittleren Alters, der auf diese Weise seinem Frust über die politische Bevorzugung von Genres und Gender Luft machte und das Preisgeld einstrich. Nur sein Name war noch unklar.

Schließlich meldete sich der Autor Anfang März zu Wort: Kaur Riismaa, ein Schriftsteller und Dichter Mitte dreißig – die Diskussion verstummte größtenteils. Die beliebte Fernsehsendung, in der er auftrat und das Geheimnis hinter der erfundenen Autorin lüftete, versuchte, den Skandal kühl zu rationalisieren. Das Thema „Künstliche Intelligenz in der Essayistik“ und deren Preiswürdigkeit aber mied das Gespräch wie der Wolf das Feuer.

  • hendrik@palaver.p3x.de
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    3
    ·
    edit-2
    17 days ago

    Klingt irgendwie etwas rechts, wenn die Heimat diffus durch Europa bedroht ist. Also ich hab den Text nicht gelesen, vielleicht steht das nicht so drin. Vielleicht waren die Qualitätsanforderungen ja nicht sehr hoch bei dem Genre. Ich hab zumindest noch keine herausragende Prosa oder Essays mit KI generiert… Die waren alle ziemlich lahm, das Erzähltempo meist falsch und eigentlich schreiben ChatGPT & Co eigentlich immer sehr geradeheraus ohne tiefere Ebene. Also kreativ waren meine Ergebnisse schon, nur halt sehr flach. Selbst wenn man der KI befiehlt das besser zu tun… Ich sehe irgendwie nicht wie das einen ernsthaften Preis gewinnen kann.